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44 Tage politisches Chaos

Seit der gescheiterten Auflösung des Kongresses durch den ehemaligen peruanischen Präsidenten Pedro Castillo am 07. Dezember 2022 befindet sich Peru in einem tiefen politischen Chaos. Landesweit, vor allem im Süden und in unserem Bundesstaat finden Proteste statt. Die Proteste haben bereits das Leben von über 50 Menschen gefordert und nehmen an Intensität und Umfang zu. Gestern fanden die Proteste verstärkt in der Hauptstadt Lima statt, wo Tausende Menschen aus dem ganzen Land zusammengekommen sind, um für die Auflösung des Kongresses und die Absetzung der derzeitigen Präsidentin Dina Boluarte zu demonstrieren.

Hier eine Zusammenfassung der Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/peru-proteste-123.html

Proteste in Curahuasi

Auch in Curahuasi finden derzeit Proteste statt, weshalb der Ferienförderunterricht an unserer Schule in dieser Woche an vier von fünf Tagen abgesagt werden musste. Bis gestern verliefen die Proteste jedoch weitestgehend ruhig, da sich viele Einwohner von Curahuasi nicht an dem Streik beteiligen möchten.

Allerdings kam es gestern zu einer Zunahme der Proteste, als Bewohner aus den umliegenden Bergdörfern kamen, um Straßenblockaden zu errichten und um eine Gruppe zu bilden, die sich auf den Weg nach Lima machen sollte, um dort an den Demonstrationen teilzunehmen.

Um einen Arzttermin im Krankenhaus wahrnehmen zu können, mussten wir von der Schule zu Fuß zum Krankenhaus laufen. Plötzlich begegneten uns etwa 100 Demonstranten. Im Nachhinein hätten wir uns wohl besser sofort umgedreht, aber zu diesem Zeitpunkt dachten wir, dass uns nichts passieren würde, wenn wir selbstbewusst an ihnen vorbeigehen würden.

Die Demonstranten sammelten Steine, Bäume, Autoteile und andere Gegenstände von den Straßenrändern und blockierten damit die Wege. Einige von ihnen waren bereits betrunken. Als wir uns ihnen näherten, animierten sie uns, sich ihnen anzuschließen. Wir lächelten höflich und gingen weiter.

Kurz darauf erhielten wir einen Anruf von der Schule, dass die Meute die Straße vor der Schule mit Steinen blockieren würde. Sie versuchten aber nicht einzudringen und verursachten auch keine Schäden. Gott sei Dank blieb es bei einem friedlichen Protest.

Danach berichteten wir unserer Schulsekretärin, dass wir an dieser Gruppe vorbeigehen mussten. Sie fragte uns besorgt, ob sie uns angegriffen hätten. Gott sei Dank hatte sich der sogenannte "Gringo-Bonus" ausgezahlt und wir kamen unbeschadet davon. Später hörten wir jedoch von verschiedenen Vorfällen, die sich an diesem Tag in Curahuasi ereignet hatten:


Als der Mann unserer Haushaltshilfe zu seiner Arbeit gehen wollte, wurde er von den Demonstranten gezwungen, an einer Kundgebung teilzunehmen. Dort mussten die Anwesenden Geld spenden, um die Reisekosten für die Gruppe zu decken, die nach Lima reisen wollte. Diese Gruppe reiste dann am Abend um 21 Uhr in einem Bus unter lautem Gebrüll der zurückbleibenden Menge in Richtung Hauptstadt.
Drei Männer, die sich weigerten, mit den Demonstranten mitzulaufen, wurden mit abgeschnittenen Schläuchen angegriffen.

Ein Mann wurde aus seinem Moto-Taxi gezerrt, verprügelt und die Reifen seines Taxis wurde zerstochen, da er offensichtlich arbeitete.

Man sieht: wir können SEHR dankbar sein, dass wir bewahrt wurden. Das nächste werden wir wohl schnell einen großen Umweg machen. :-) Bitte betet, dass sich diese Unruhen bald beruhigen und dass in Lima weise politische Entscheidungen getroffen werden.

Hier noch ein paar Bilder von gestern:

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Kommentare: 4
  • #1

    Charlotte (Freitag, 20 Januar 2023 20:14)

    ��

  • #2

    Damaris Hassfeld (Samstag, 21 Januar 2023 07:01)

    Wir beten für euch und die Situation in Peru.

  • #3

    Manuela (Samstag, 21 Januar 2023 13:05)

    „Denn Gott wird dir seine Engel schicken, um dich zu beschützen, wohin du auch gehst.“
    ‭‭Psalm‬ ‭91‬:‭11‬ ‭�

  • #4

    Renate und Holger (Samstag, 21 Januar 2023 13:41)

    Gott beschütze Euch und wir wünschen und hoffen, dass bald wieder Ruhe einkehrt.