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Nächtliche Nachbarschaftshilfe

Spät abends um kurz vor 22 Uhr klopfte es plötzlich an unserer Haustür. Normalerweise schlafen wir um diese Zeit schon. Wir öffneten das Fenster und ein Nachbar stand vor der Tür und sagte langezogen: "Un favor graaande, por favor." („Einen großen Gefallen, bitte.“). Seine Frau läge in den Wehen und bräuchte dringend medizinische Betreuung. Da wir bei Diospi zu dieser Zeit leider keinen Gynäkologen hatten, konnten bei uns keine Geburten durchgeführt werden. Jonathan fuhr sie daher zur örtlichen Gesundheitsstation.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir dieser Familie geholfen haben. Alle zwei Wochen werden sie von uns mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt. Dabei wurde deutlich, wie ihr Wohnzustand ist und Mandy hat gemeinsam mit unserer Haushaltshilfe geputzt und für Ordnung gesorgt – Klamotten sortiert und aufgeräumt. Vor einigen Wochen hat die Mutter Mandy gefragt, ob sie ihre Kinder waschen könnte. Seit ihr Mann zehn Tage zuvor zum Arbeiten weiter weggefahren wäre, könnte sie die Kinder mit ihrem Schwangerschaftsbauch nicht mehr waschen. Es war bereits bitter nötig, die Kinder zu baden.

Mittlerweile ist der vierte Sohn der Familie gesund zur Welt gekommen. Er hat allerdings noch keinen Namen. Dafür hat man in Peru vier Wochen Zeit. Und was der Peruaner heute nicht unbedingt muss besorgen, das verschiebt er gern auf morgen…

Beim Besuch ihres Neugeborenen haben sie uns erzählt, dass sie in der Nacht noch in die Bundeshauptstadt Abancay gefahren werden mussten. Wegen Covid werden in der Region gerade leider keine Geburten durchgeführt. Abancay ist etwa zwei Stunden, sehr viele Kurven und einen Pass von über 4.000 Höhenmeter entfernt (siehe Karte). Nicht gerade angenehm für eine Gebärende…

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Elisabeth (Montag, 24 August 2020 23:38)

    Danke für euer unermüdlichen Einsatz.

  • #2

    Charlotte (Dienstag, 25 August 2020 10:52)

    Ihr seid ein Segen für diese Familie!