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Ein typisch peruanischer Kindergarten

Heute durfte ich (Mandy) einen typischen (privaten) peruanischen Kindergarten besuchen. Es war sehr spannend und so ganz anders als man es aus Deutschland kennt. Heute war dazu noch ein etwas besonderer Tag, weil gestern die „Virgen de Fatima“ gefeiert wurde. Nach der morgendlichen Begrüßung und dem gemeinsamen Hymnensingen, gingen wir mit den Kindern in eine nahegelegene Kirche, die hier mehr templo genannt wird. Dort wurden Lieder zur „Ehre und Freude von Maria und der Virgen de Fatima“ gesungen, mehrere Ave-Marias gebetet und der „padre“ hielt eine kurze Predigt zur Feier der Virgen de Fatima. Am Ende gab es für jedes Kind noch ein Bild des "Herrn des Tempels", das sie sich über ihr Bett kleben sollten, damit es sie beschütze. Nach weiteren Bekreuzigungen und Ave-Marias wurde die Virgen de Fatima in Form einer kleinen Statue unter Gesang der Kinder in den Kindergarten getragen. Viele Leute, die an uns vorbeiliefen, bekreuzigten sich und auch die verschiedenen Eingänge des Kindergartens wurden mit Verbeugungen gesegnet. Für mich war es ein komisches Gefühl, dies so mitzuerleben und zu sehen, wie GOTT und Jesus Christus aus dem Zentrum gerückt werden und stattdessen Statuen und Bilder als Beschützer und anbetungswürdig dargestellt werden.

Zurück in den Gruppenräumen begann das gemeinsame Arbeiten. Ich durfte mir die Klasse der 5-jährigen genauer anschauen. Den Raum kann man sich wie einen Klassenraum einer Grundschulklasse vorstellen. Es gab kein Spielzeug, ein kleines Bücherregal, weitere Regale für Unterrichtsmaterial und die Taschen der Kinder, eine große Tafel und kleine Schreibtische mit Stühlen. Von 9-13 Uhr haben die Kinder täglich Unterricht: von Mathematik über Kommunikation und Feinmotorik gibt es verschiedene Bücher, die bearbeitet werden. Die Lehrerin hält alle Unterrichtsstunden und wird dabei von einer Hilfskraft begleitet, die Arbeitsblätter sortiert, Hausaufgaben korrigiert, etc. Um 11Uhr gibt es eine kurze Pause, in der auf den Plätzen gegessen und getrunken wird, und danach geht der Unterricht bis 13Uhr weiter. In diesem Kindergarten gibt es einmal wöchentlich eine kurze Musikeinheit, Karateunterricht und Bewegung.

Für die Lehrerin, die ich etwas begleiten durfte, war es kaum vorstellbar, dass es in Deutschland so anders und „frei“ ablaufen sollte, für mich hingegen war es etwas ganz Neues, dass die Kinder schon im Kindergarten, und laut Aussagen dieser Lehrerin bereits ab 3 Jahren, mit Unterrichtsmaterial an Schreibtischen arbeiten. Beim Einschulungstest würden die Schulen wohl Lesen, Schreiben und Rechnen voraussetzen. Dass dies den Kindern dieser Klasse bereits gelingt, kann man auf den Bildern unten sehen.

Ich bin froh, einen kurzen, aber direkten Einblick bekommen zu haben und freue mich schon sehr auf den Kindergarten in Curahuasi, der versucht, die Erwartungen vieler peruanischer Eltern mit den freien Spiel- und Bewegungsideen der Europäer zu vereinen.

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